Entscheidung im Machtkampf bei Amberger Grammer AG

Nach monatelangem Machtkampf beim bayerischen Autozulieferer Grammer müssen die Aktionäre am Mittwoch (10.00 Uhr) auf der Hauptversammlung in Amberg eine Entscheidung treffen. Die Investorenfamilie Hastor will fünf Aufsichtsräte abwählen und den Vorstand absetzen. Aktionärsschützer, Politik und die IG Metall stärken dagegen der Grammer-Führung den Rücken. Die Entscheidung wird in der gesamten Autoindustrie mit Spannung verfolgt.

Die Fronten sind verhärtet. Beide Seiten überschütten sich seit einem halben Jahr gegenseitig mit Vorwürfen; Anwälte der bosnischen Unternehmerfamilie werfen Grammer-Chef Hartmut Müller Lüge und Untreue vor und drohen Vorstand und Aufsichtsrat mit Schadenersatzklagen. Auf der Hauptversammlung ist daher ein harter Schlagabtausch zu erwarten. Der Ausgang der Abstimmung wird von allen Beteiligten als völlig offen eingeschätzt.

Grammer beliefert den Volkswagen-Konzern, Mercedes, BMW und andere Konzerne mit Kopfstützen, Mittelkonsolen und Armlehnen. Die Hastor-Firmengruppe Prevent hatte aber im Streit mit VW plötzlich die Lieferung eingestellt und die Bänder in Wolfsburg und Emden tagelang stillgelegt. Nach dem Vorstoß der Hastors bei Grammer habe sich der Auftragseingang halbiert, sagte Vorstandschef Müller.

Die Hastors sind inzwischen größter Grammer-Aktionär mit 20 bis 25 Prozent der Anteile. Für den Aufsichtsrat haben sie drei Prevent-Manager als eigene Kandidaten vorgeschlagen. Damit hätten sie zwar noch nicht die Kontrolle im Aufsichtsrat. Mit 25,1 Prozent der Aktien hätten sie aber ein Vetorecht bei allen wichtigen Entscheidungen.

Auf der Hauptversammlung werden die Prevent-Manager und die Anwälte der Hastors erwartet, nicht die Investoren selbst. Der Ausgang der Abstimmung auf der Hauptversammlung bleibt spannend, weil in der Regel nur rund 45 Prozent der Aktien vertreten sind. Die Hastors werfen Müller zu niedrige Gewinne vor – Müller verweist dagegen auf
die internationale Expansion und steigende Margen. Betriebsräte und IG Metall sorgen sich um die 12 000 Arbeitsplätze – davon 3000 in Deutschland – und verweisen auf die skeptische Reaktion der Kunden.