Wolbergs legt im Regensburger Korruptionsprozess finanzielle Verhältnisse offen

Im Regensburger Korruptionsprozess hat der angeklagte Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD) seine privaten und finanziellen Verhältnisse offengelegt. Ausführlich berichtete der suspendierte Rathauschef am Donnerstag über Einkünfte, Erbschaft, Ausgaben sowie über seine Familie und die Auswirkungen seiner Haftzeit. Dem 48-Jährigen ging die Verhandlung spürbar nahe. Im Saal herrschte Betroffenheit. Wolbergs muss sich wegen Vorteilsannahme und Verstoßes gegen das Parteiengesetz verantworten.

Die Vorsitzende Richterin Elke Escher unterbrach die Sitzung zwischenzeitlich, um Wolbergs eine Pause zu ermöglichen. Dessen Anwalt Peter Witting kritisierte einzelne Stimmen aus dem Publikum, es handele sich bei Wolbergs‘ emotionaler Aussage um „Schauspielerei“, scharf. Die Richterin pflichtete ihm bei.

Als Oberbürgermeister habe er 7200 Euro netto verdient und sei mit Nebeneinkünften auf etwa 10 000 Euro netto gekommen, berichtete Wolbergs. Seit der Suspendierung sei sein Gehalt um 50 Prozent gekürzt, so dass er 3600 Euro netto einnehme, ohne weitere Nebeneinkünfte. Schön sei es nicht, das alles offenzulegen. Er wolle aber auch mit Gerüchten aufräumen.

„Von 3600 Euro könnte ich sensationell leben, ich lebe keinen Luxus“, sagte Wolbergs. Jedoch: 2500 Euro Unterhalt für die Familie, dazu Miete, Auto, Versicherung, Zeitungsabos und die Mitgliedschaft in mehr als 100 Vereinen („Soll ich da nun austreten, weil ich vor Gericht stehe?“) – die monatlichen Ausgaben sind höher als die Einnahmen. Not müsse er nicht leiden, sagte er. „Ich wusste immer, dass ich erben werde, und zwar nicht unerheblich. Das war mir aber immer unwichtig, weil ich mein Leben lang selber Geld verdient habe.“ So habe er auch während des Studiums gejobbt, etwa in der Leberkäsherstellung.

Die Tilgung seines Darlehens für die SPD über 120 000 Euro habe er aus seinem zu erwartenden Erbe gezahlt. Das habe es ihm auch möglich gemacht, den Prozess bislang zu finanzieren. Andere Menschen hätten diese Möglichkeit nicht, insofern gehe es ihm gut. „Ich habe mir Geld geliehen, das ist abgesichert durch das Erbe. Das geht etwa auf Null aus. Jedes weitere Verfahren könnte ich mir nicht mehr leisten.“ Der laufende Prozess sei für ihn existenziell geworden.

Emotional und detailliert berichtete Wolbergs, wie sich die seit Sommer 2016 laufenden Ermittlungen, seine Verhaftung Anfang 2017, die Zeit im Gefängnis und die damit einhergehende Suspendierung sowie die Medienberichterstattung auf ihn und seine Familie auswirkten. Dass er oder seine Frau – von der er sich im Herbst 2015 getrennt hat – ihre beiden Kinder nicht selbst über die Festnahme informieren konnten und Sohn und Tochter in der Schule von Klassenkameraden davon erfuhren, werde er der Staatsanwaltschaft nie verzeihen, sagte Wolbergs. Er sei seit seiner sechswöchigen Inhaftierung in psychologischer Beratung, habe Schlafstörungen. Die Erlebnisse ließen ihn nicht los.

Schule, abgebrochenes Studium, seine Tätigkeit im Kulturzentrum „Alte Mälzerei“ und schließlich der Weg in die Kommunalpolitik – Wolbergs schilderte seinen Werdegang. „Alle tun immer so, als wäre ich zur Welt gekommen und hätte schon am Lätzchen stehen gehabt, dass ich OB werden muss.“ Tatsächlich habe ihn Kommunalpolitik lange Zeit überhaupt nicht interessiert. Als Schülersprecher habe er die damalige Landtagsabgeordnete Christa Meier (SPD) kennengelernt und sei so zur SPD gekommen. Als er Meier 1990 in deren OB-Wahlkampf unterstützte, sei sein Interesse für die Kommunalpolitik gewachsen.

Seine Eltern, so Wolbergs, seien politisch eher links einzuordnen gewesen, hätten sich im Widerstand gegen die WAA Wackersdorf engagiert. Geprägt habe ihn seine Zeit als Zivildienstleistender in den Altenbetreuung und als Sozialbürgermeister Regensburgs. Seine Wertvorstellungen? „Dass die, die mehr haben, auf die aufpassen, die weniger haben. Dass es keinen Krieg gibt und dass es gerecht zugeht.“