Wirtschaft fordert kontrollierte Öffnungen und «Covid-Cockpit»

Der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) fordert in der Corona-Krise eine Abkehr der Staatsregierung von zentral vorgegebenen Lockdowns. Die bayerischen Kommunen sollten wie in Baden-Württemberg die Möglichkeit zu kontrollierten Öffnungen haben, sagte Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl am Samstag in München der Deutschen Presse-Agentur. Der deutschen Politik insgesamt warf Gößl Ideenlosigkeit und Bürokratismus im Umgang mit der Krise vor: «Es fehlt die Ambition, die sagt: Lass uns Lösungen finden.»

Die zweite Kernforderung des BIHK vor der Ministerpräsidentenkonferenz an diesem Montag ist das Abrücken von den Inzidenzwerten als Hauptkriterium der Corona-Politik. Stattdessen soll die Politik flexibler agieren und ein Bündel weiterer Indikatoren berücksichtigen, darunter den Anteil der Corona-Patienten auf den Intensivstationen oder die Ausbreitung des Erregers in unterschiedlichen Altersgruppen.

«Wir brauchen ein Covid-Cockpit», sagte Gößl unter Verweis auf entsprechende Vorschläge des Robert Koch-Instituts für ein Stufenkonzept und die Schweiz, die sich bei ihrer Corona-Politik an vier Richtwerten orientiert. «Wir halten den ausschließlichen Blick auf die Inzidenzwerte als Steuerungsgröße für nicht sinnvoll, sogar für falsch und verzerrend», sagte Gößl. «Die Akzeptanz ist völlig verloren gegangen in der Wirtschaft und zwar querbeet durch alle Branchen, sie ist aber auch verloren gegangen in den Kommunen und in der Bevölkerung.»