Startschuss für „Mobile Retter“ im Landkreis Cham

Erprobung von Smartphone-App für Ersthelfer bei Herz-Kreislaufstillständen

Bei einem Herz-Kreislaufstillstand entscheiden oft wenige Augenblicke über Leben oder Tod. Mit jeder Minute, die bis zum Eintreffen der Rettungskräfte verstreicht, sinkt die Überlebenschance des Patienten um zehn Prozent. Das bekam auch ein Landkreisbürger zu spüren, der im Januar einen medizinischen Notfall erlitt und auf eine schnelle Reanimation angewiesen war. Sein großes „Glück im Unglück“ war Annelena Späth, die zu diesem Zeitpunkt auf dem Rückweg aus Regensburg nach Furth im Wald auf der B20 unterwegs war. Und eine spezielle App für Ersthelfer, für die deren Erprobung der Landkreis Cham den Weg geebnet hat. 

„Das Beispiel von Frau Späth zeigt uns ganz eindrucksvoll, wie der gezielte Einsatz von digitaler Technologie dazu beiträgt, die Rettungskette zum Schutz von Menschenleben noch besser zu gestalten“, würdigte Landrat Franz Löffler das schnelle Eingreifen der geschulten Pflegekraft, ohne deren Hilfe der Patient nach Angaben des Rettungsdienstes heute nicht mehr am Leben wäre. Weil sie sich zuvor als Teilnehmerin des Projekts „Mobile Retter“ registriert hatte, wurde sie durch die ILS Regensburg über das Smartphone in der Nähe des Einsatzortes geortet. Die App navigierte Annelena Späth schließlich zum Patienten, wo sie noch fünf Minuten vor Eintreffen des Rettungsdienstes mit der Reanimation begann.

Bei 60 Prozent der Einsätze vor dem Rettungsdienst am Patienten

Zum offiziellen Auftakt des Forschungsprojekts im Landkreis Cham begrüßte Landrat Franz Löffler die Further Ersthelferin gemeinsam mit allen Beteiligten und Vertretern von Baulicht-Organisationen aus der Region im großen Sitzungssaal des Landratsamts. Ziel sei es, die Überlebenschancen von Patienten bei Herz-Kreislauf-Stillständen zu verbessern, machte Prof. Dr. Carsten Jungbauer von der Uniklinik Regensburg deutlich. Im Schnitt vergehen zwischen neun und zehn Minuten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes am Einsatzort. Durch den Einsatz eines Smartphone-basierten Ersthelfersystems sollen qualifizierte Fachkräfte in direkter Umgebung zu einem Patienten mit einem Kreislaufstillstand alarmiert werden, um das Intervall bis zum Beginn einer Herzdruckmassage zu reduzieren.  

Seit dem Start des Projekts 2021 im Raum Regensburg sei es den „Mobilen Rettern“ in 60 Prozent der Fälle gelungen, früher als der Rettungsdienst beim Patienten einzutreffen, berichtete Jungbauer von den ersten Erfolgen des zweijährigen Forschungsprojekt, an dem neben der Uniklinik Regensburg, der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Regensburg (ZRF), die Stadt Regensburg und der Kreis Neumarkt beteiligt sind. Zum aktuellen Zeitpunkt hätten sich nach seinen Worten bereits über 1100 Ersthelfer in Regensburg, Neumarkt und Cham registriert – in einem Gebiet, das rund 613 000 Einwohner umfasse. Alleine der Kreis Cham zähle nach dem Beitritt in des Projektgebiet im Dezember bereits 71 Mobile Retter.

„Wir sind als Helferlandkreis schon mehrmals in die Geschichte eingegangen“, zeigte sich Landrat Franz Löffler zuversichtlich, dass der von den Forschern beabsichtigte Teilnehmeranteil von ein bis zwei Promille der Bevölkerung erreicht werden kann. Wichtig sei die Botschaft, dass es sich bei dem System nicht um eine Rettung zweiter Klasse handele, sondern um eine Ergänzung der Rettungskette. „Meinen größten Dank und Respekt spreche ich allen Teilnehmern aus, die sich dieser Aufgabe stellen und auch in ihrer Freizeit online bleiben, um ihren Mitbürgerinnen und Mitbürgern in der Not zu helfen“, so der Chamer Landrat.

Weitere Informationen rund um das Projekt „Mobile Retter“ und die REAP-Studie und die Möglichkeiten zur Teilnahme finden Sie auf der Webseite www.mobile-retter-regensburg.de/

© Landrat Franz Löffler begrüßte alle Projektbeteiligten sowie Vertreter der Baulicht-Organisationen aus der Region zum offiziellen Auftakt des Forschungsprojekts „Mobile Retter“. // Bild: Landratsamt Cham

© Zum Dank für ihren erfolgreichen Einsatz als „Mobile Retterin“  überreichte Landrat Franz Löffler einen Blumenstrauß an Annalena Späth // Bild: Landratsamt Cham