Früheres Wohnhaus in Regensburg von Georg Ratzinger wird renoviert

Vor einem Jahr reiste der frühere Papst Benedikt XVI. überraschend nach Regensburg, um von seinem im Sterben liegenden Bruder Georg Ratzinger Abschied nehmen zu können. Das Wohnhaus Ratzingers in der Altstadt soll neu vermietet werden.

Es ist ein schmuckes Eckhaus mit rotem Anstrich in der Altstadt von Regensburg – hier hat Georg Ratzinger, der ältere Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI., seinen Lebensabend verbracht. Seit dem Tod Ratzingers am 1. Juli 2020 steht das Haus leer und wird renoviert, wie Stiftsdekan Johannes Hofmann sagt. Das Gebäude befindet sich im Besitz des Stiftskapitels St. Johann in Regensburg, in dem Ratzinger Mitglied war und deswegen einen Wohnanspruch hatte. In dem Haus hatte der heute 94-jährige Benedikt XVI. seinen Bruder vor einem Jahr überraschend besucht (vom 18. bis 22. Juni).

Die Brüder standen sich sehr nahe. Als es Georg Ratzinger – einst Domkapellmeister bei den Regensburger Domspatzen – schlechter ging und er nicht mehr zu Benedikt in den Vatikan fliegen konnte, machte sich der jüngere Bruder auf den Weg nach Regensburg. Benedikt habe seinen Bruder noch einmal sehen und nicht zu spät kommen wollen, sagte der Bistumssprecher damals. Die Begegnung sei ein Herzenswunsch der beiden gewesen. Der fast erblindete Ratzinger hatte die Ankunft Benedikts so sehnsüchtig erwartet, dass er alle paar Minuten auf seinen Wecker drückte, um sich die Uhrzeit ansagen zu lassen.

Vier Tage lang blieb Benedikt, wohnte derweil im Priesterseminar und besuchte zweimal täglich seinen Bruder am Krankenbett – stets begleitet von seinem Privatsekretär Georg Gänswein und einem Tross an Polizeiautos. Es war nach 14 Jahren der erste Besuch Benedikts in seiner früheren Heimatstadt. Die Freude darüber war dem hochbetagten Mann deutlich anzusehen, wenngleich der Anlass für die Reise ein trauriger war. Er ließ sich auch in sein eigenes früheres Wohnhaus in der Gemeinde Pentling sowie an das Grab seiner Eltern und seiner Schwester fahren.

Ratzinger sei vor etwa 25 Jahren dem Stiftskapitel beigetreten und habe seitdem gegen eine Miete in dem Haus gewohnt, sagt Hofmann. Nun müsse es ein wenig modernisiert werden. Dann soll es wieder an Mitglieder des Stiftskapitels – eine im Jahr 1127 gegründete Betgemeinschaft von Geistlichen – vermietet werden.

Der Stiftsdekan sagt, er habe zweimal dabei sein können, als Benedikt im vergangenen Jahr mit seinem Bruder die Heilige Messe feierte. Es sei sehr bewegend gewesen, dass sich die beiden Männer noch einmal hätten treffen können.

Am 22. Juni reiste der emeritierte Papst vom Münchner Flughafen aus zurück in den Vatikan. Keine zehn Tage später, am 1. Juli, starb sein Bruder im Alter von 96 Jahren. Die Trauerfeier im Regensburger Dom verfolgte Benedikt via Livestream im Internet. Sein Privatsekretär Gänswein verlas im Dom unter Tränen einen Brief Benedikts, in dem dieser dafür dankte, «dass ich in den letzten Tagen seines Lebens noch einmal mit ihm zusammen sein durfte». Jetzt, ein Jahr danach, will sich Gänswein nicht zu dem Besuch äußern, da er «sehr diskret und persönlich» gewesen sei und bleiben solle.  (dpa/lby)