Papst Benedikt feiert 90. Geburtstag

In seiner bayerischen Heimat ist Benedikt XVI. nicht vergessen. Wenn der emeritierte Papst an Ostern seinen 90. Geburtstag feiert, kommt eine muntere Schar aus dem Freistaat zum Gratulieren nach Rom. Sein greiser Bruder hat einen frommen Wunsch für ihn.

Regensburg/Rom (dpa/lby) – Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kommt, die bayerischen Gebirgsschützen rücken mit gleich 30 Mann an, und natürlich darf auch der in Regensburg wohnende Papst-Bruder Georg Ratzinger nicht fehlen. Wenn Benedikt XVI. an Ostern seinen 90. Geburtstag feiert, wird er nicht alleine sein. Er bekommt Besuch aus
seiner bayerischen Heimat.

Joseph Ratzinger wurde im oberbayerischen Marktl geboren und ging in Traunstein aufs Gymnasium. In Freising und München absolvierte er sein Theologiestudium. Nach Stationen als Professor unter anderem an der Universität Regensburg wurde er Münchner Erzbischof, ehe ihn Papst Johannes Paul II. zum Präfekten der mächtigen römischen
Glaubenskongregation machte und er 2005 selbst Papst wurde. Seit seinem Rücktritt vor vier Jahren lebt Benedikt XVI. zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae („Mutter der Kirche“) im Vatikan.

Den eigentlichen Geburtstag wird der Jubilar mit seinem Bruder, den Haushälterinnen der Laienvereinigung Memores Domini („Im Gedenken an den Herren“) und seinem Privatsekretär Georg Gänswein feiern. Der 93-jährige Georg Ratzinger – er ist fast vollständig erblindet und mittlerweile auf den Rollstuhl angewiesen – hofft, dass der runde
Geburtstag seines Bruders ruhig verläuft. „Am Morgen feiern wir gemeinsam Gottesdienst, natürlich gehört am Mittag ein gutes Essen dazu, dann ist Siesta und am Nachmittag Vespergebet“, schilderte Georg Ratzinger der Deutschen Presse-Agentur den Ablauf des Tages.

Benedikt wünsche sich, dass an seinem Geburtstag „alles in kleinem Rahmen bleibt“, sagt der 93-Jährige. Er geht deshalb nicht davon aus, dass der emeritierte Papst den Ostergottesdienst zusammen mit seinem Nachfolger Franziskus auf dem Petersplatz verfolgt. Dass Franziskus im Laufe des Tages bei Benedikt zum Gratulieren vorbeischaut, hält
der Papst-Bruder aber für durchaus möglich. Die beiden Päpste, so heißt es, stehen regelmäßig in Gedankenaustausch.

Schenken wird der greise Mann, der selbst katholischer Priester ist, seinem Bruder nichts: „Er hat ja alles“. Einen frommen Wunsch für den emeritierten Papst hat er aber schon: „Dass der liebe Gott ihm noch ein paar Jahre schenken möge, dass er rüstig und von Leiden verschont bleibt, bis er ins ewige Leben hinübergeht“.

Am Tag nach dem Geburtstag fliegt Ministerpräsident Seehofer mit seiner Frau Karin nach Rom, um Joseph Ratzinger persönlich zu gratulieren. Seehofer bringt Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Kultusminister Ludwig Spaenle und Staatskanzleichef Marcel Huber (alles CSU) mit. „Papst Benedikt hat Antworten auf die existenziellen Fragen seiner Zeit gegeben und dabei Glauben und Vernunft in einen überzeugenden Zusammenklang gebracht“, würdigt Spaenle den Jubilar.

Nach Seehofer und Co. macht eine gut 30-köpfige Delegation der bayerischen Gebirgsschützen ihre Aufwartung. Benedikt ist noch immer Mitglied der Kompanie Tegernsee. Bei dem Treffen wird dem Jubilar ein Geschenk aus Traunstein überreicht: Handgeschöpfte Pralinen eines örtlichen Konditors – der Papst hat eine Schwäche für Süßigkeiten. Am Dienstag (18. April) besucht der Münchner Kardinal Reinhard Marx Benedikt XVI. und überbringt die Glückwünsche der Deutschen Bischofskonferenz, deren Vorsitzender er ist.

In allen katholischen Kirchen des Bistums Regensburg wird am Ostersonntag für den früheren Papst gebetet. Ein wenn auch verspätetes Geburtstagsgeschenk ist das Papstdenkmal in Form eines stilisierten Hauses aus Bronze auf einer Granitsäule, das am 11. Jahrestag des Besuches von Benedikt XVI. in der Domstadt eingeweiht werden soll. Die Visite war am 12. und 13. September 2006.

Außerdem gibt das Bistum zwei Bücher mit Predigten von Ratzinger nahestehenden Theologen heraus. In der Katholischen Akademie in München erinnern Ende April bei einem zweitägigen Symposium ehemalige Schüler des Professors Ratzinger an ihren Mentor. Und auch die Uni ehrt ihr einstiges Mitglied Anfang Mai mit einem Symposium.

Im Papst-Geburtshaus in Marktl eröffnet an Ostern die Ausstellung „Noch nicht in vollem Licht“ des Künstlers Josef Henselmann. Im Passauer Dom wird in der Osternacht eine eigens zum Ehrentag Ratzingers in Auftrag gegebene Komposition uraufgeführt. Das dürfte den Musikliebhaber besonders freuen, wenn er das Werk auch nicht persönlich hören kann. Noch lieber wird Benedikt freilich sein, wenn ihm sein Bruder auf dem Klavier ein Geburtstagsständchen spielt.