Lappersdorfer Abiturienten haben Angst um Gesundheit

Wie geht’s nach den Osterferien weiter? Öffnen die Schulen wieder normal – oder bloß für die höheren Jahrgangsstufen? Das könnte heute evtl. klarer werden, wenn Bundeskanzlerin Merkel mit den Ministerpräsidenten redet. Was denken aber Schüler und Lehrer darüber? Die Schulen sollten auf gar keinen Fall öffnen, hat uns Lena Kretschmann gesagt. Sie ist Schülerin am Lappersdorfer Gymnasium und steht kurz vor dem Abitur. Ihrer Meinung nach sollten die Schulen erstmal nicht öffnen. Denn, die Abiturienten hätten Angst. In einem Schreiben teilen sie mit:

„Wir haben Angst um unsere Eltern, die immer noch jeden Tag in die Arbeit gehen, sofern sie diese Möglichkeit überhaupt noch haben. Wir haben Angst um unsere Geschwister, die mit uns zusammenleben und die wir jeden Tag einem neuen Risiko aussetzen. Wir haben Angst um unsere Großeltern, die allein sind und die wir eine lange Zeit nicht besuchen dürfen, weil wir ihnen damit den Tod ins Haus bringen könnten. Wir haben Angst um uns selbst, denn auch wenn die Fälle von Corona bei Teenagern bis jetzt größtenteils glimpflich ausgegangen sind, wissen wir, dass auch das Leben junger Menschen durch das Virus gefährdet sein kann.“

 

Schülerin Lena ist dafür, dass anstatt einer Abiturprüfung, die Noten aus den letzten zwei Jahren genommen werden und daraus dann der Durchschnitt als Abiturnote gerechnet wird. Denn, viele Schüler in Lappersdorf hatten in letzter Zeit überhaupt keine Möglichkeit, sich vorzubereiten:

„Eine Mitschülerin unserer Schule lebt z.B. mit ihrer Mutter zusammen, die unter einer Autoimmunerkrankung leidet und damit eine Risikopatient in ist. Somit entfällt für diese Schülerin die Möglichkeit, nach draußen zu gehen, um beispielsweise ihre Nachhilfestunden wahrzunehmen, gleichzeitig hat sie aber das Problem, dass in ihrer Wohnung kein Internetanschluss vorhanden ist. Das macht es für sie unmöglich, sich angemessen auf kommende Leistungsnachweise oder gar Abiturprüfungen vorzubereiten. Ein weiterer Mitschüler des Gymnasiums Lappersdorf hat ein ähnliches Problem. Er wohnt mit seinen pflegebedürftigen Großeltern zusammen, weshalb er und seine Familie absolut kein Risiko eingehen dürfen. Sie verlassen das Haus überhaupt nicht, Einkäufe werden geliefert, und der Nachhilfelehrer ist selbst über 60 Jahre alt, so dass der Nachhilfeunterricht, der nun über Skype abgehalten wird, sich zusätzlich schwierig gestaltet. Dieser Schüler möchte die Gesundheit seiner Familie und vor allem seiner Großeltern nicht aufs Spiel setzen. Unter solchen Umständen erscheint das Abitur wie eine vergleichsweise unwichtige Prüfung. Gesundheit geht vor! Um noch ein letztes Beispiel zu nennen: Ein anderer Mitschüler hat zu Hause mit einigen Komplikationen zu kämpfen. Seine Mutter ist vor kurzem operiert worden und kann sich kaum bewegen; dazu kommt noch ihre akute Anfälligkeit für das Coronavirus. Sein Vater leidet an einer chronischen Krankheit und wurde als Risikopatient von der Arbeit freigestellt, was auch Auswirkungen auf die finanzielle Situation der Familie haben wird. Seine Großmutter lebt allein etwa eine halbe Stunde von der Familie entfernt. Sie braucht spätestens jeden dritten Tag jemanden, der sie mit Lebensmitteln versorgt und sie im Alltag unterstützt, was zur jetzigen Zeit ein enormes Risiko darstellt. Bei einer derartigen Belastung kann man es sich kaum vorstellen, dass dem Schüler die nötige Zeit und Ruhe bleibt, sich auf seinen Lernfortschritt zu konzentrieren. Vielmehr muss er sich täglich darum bemühen, seiner Familie in dieser schwierigen Situation, so gut es geht, beizustehen und zu helfen.“

Die Lehrer sagen dagegen – die Schulen können schon wieder aufmachen. Allerdings nur, wenn es klare Regeln von den Politikern gibt, so Katja Meidenbauer vom Bayerischen Lehrerverband für die Oberpfalz.

 

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