Kleines Knabenkraut ist die „Art des Jahres“ im Landkreis Neumarkt

Sie mag sonnige Standorte, mageren, kalkhaltigen Boden und begeistert durch ihre wunderbaren violetten Blüten: Das kleine Knabenkraut – früher eine der häufigsten heimischen Orchideenarten – wird mittlerweile als stark gefährdet eingestuft und ist im Landkreis Neumarkt an 18, oft sehr kleinen Standorten zu finden. Umso beeindruckender ist das Vorkommen am Wolfsberg.

Aus dem jährlichen Artenhilfsprogramm kürt der Landschaftspfleverband alljährlich gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde die Pflanzenart des Jahres im Landkreis Neumarkt: Heuer ist dies das Kleine Knabenkraut (Orchis morio),  eine der attraktivsten Magerrasenarten, das Landrat Willibald Gailler und Bürgermeisterin Carolin Braun  mit Vertretern des Landschaftspflegeverbands, der Höheren und Unteren Naturschutzbehörde und mit Artenspezialisten vorstellen.

Auf dem südexponierten Trockenhang des Wolfsbergs mit einem herrlichen Blick in das Altmühltal und auf den Flügelsberg finden sich zahlreiche Pflanzenarten, die magere und sonnige Standorte bevorzugen. Der Südhang dieses Umlaufberges ist tatsächlich einer der wärmsten und trockensten Wuchsorte im Landkreis. Gerade an diese Extrembedingungen haben sich Pflanzen- und Tierarten spezialisiert oder angepasst, die bayernweit häufig stark gefährdet sind – darunter eben auch das Kleine Knabenkraut. Diese Pflanze ist ein typischer aber seltener Vertreter auf den kalkreichen Trocken- und Halbtrockenrasen. Es gedeiht auch auf mageren Feuchtwiesen, die allerdings kaum mehr zu finden sind.

Diese Orchidee ist ein deutlicher Magerkeitszeiger. Sie war früher eine der häufigsten Orchideen und reagiert sehr empfindlich auf organische, besonders aber mineralische Dünger. Aus den mageren Feuchtwiesen ist das Kleine Knabenkraut somit fast verschwunden. Rückzugsraum sind die Trockenrasen, die grundsätzlich nicht gedüngt werden. Allerdings ist auf einen späten ersten Beweidungsgang zu achten, da die Orchidee von den Schafen nicht verschmäht wird. Zu Beginn des Vollfrühlings beginnt die Blüte der auch Salep-Knabenkraut genannten Orchidee. Die Blütenstände werden gerne und fast ausschließlich von Bienen – insbesondere auch Wildbienen – und Hummeln besucht.

Das Kleine Knabenkraut profitiert hier von den seit Jahren kontinuierlich durchgeführten Landschaftspflegemaßnahmen, bei denen Schlehenverbuschungen und die stetige Sukzession zur Freihaltung der Wacholderheide entfernt wurden. Die Stadt Dietfurt als Flächeneigentümerin ist immer ein offener Ansprechpartner für den Land[-]schaftspflegeverband. Der gesamte Wolfsberg wurde 1993 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Es umfasst insgesamt 119 ha, der Großteil davon ist Wald. Der Anteil der Weidefläche beträgt ca. 6,5 ha.  Die gut funktionierende Beweidung des offenen Teils durch den Schäfer Thomas Graf aus Ottmaring trägt ebenfalls zur Förderung dieser typischen Magerrasenart bei.

Das kleine Knabenkraut ist Bayern ebenso wie in ganz Deutschland als stark gefährdet bewertet. Auch im Fränkischen Jura ist die Pflanze in dieser Kategorie eingestuft. Der Standort am Wolfsberg vermittelt zwar nicht diesen Eindruck, das Naturschutzgebiet Wolfsberg ist jedoch dank des großen Engagements aller Beteiligten eine Insel des Artenschutzes, so dass hier ein beeindruckendes Vorkommen des Kleinen Knabenkrauts erlebt werden kann.

© Ralf Bundesmann, Landschaftspflegeverband Neumarkt i.d.OPf. e.V.)