Kirchen gehen ohne strengere Regeln in den Advent

Singen ohne Maske, Kirchenbesuch ohne Nachweis: Trotz dramatischer Corona-Lage und oft großen Andrangs an Weihnachten werden die gesetzlichen Regeln für Gottesdienste in Bayern vorerst nicht verschärft. Während Clubs und Bars schließen und vielerorts inzwischen auch Geimpfte und Genesene Tests vorzeigen müssen, bleibt es in Kirchen «bei den bisherigen bekannten Regelungen», sagte ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums in München.

Das bedeutet gemäß der neuen Verordnung nur, dass Besucher am Platz eineinhalb Meter Mindestabstand einhalten und Kirchengemeinden Konzepte zum Infektionsschutz vorlegen müssen. Wer in der Kirchenbank Platz nimmt, darf dort die FFP2-Maske ablegen und singen. Ein Test-, Impf- oder Genesenen-Nachweis sind nicht nötig. Bei Gottesdiensten mit 3G-Regel dürfen die Kirchen sogar ohne Abstand gefüllt werden. Vor allem katholische Gemeinden verzichten oft auf diese Option, um niemanden von den Gottesdiensten auszuschließen.

Dass es keine schärferen Corona-Regeln für Kirchgänger gibt, begründet das Gesundheitsministerium mit dem Grundrecht der Religionsausübung. Bei den Regelungen für Gottesdienste handle es sich «um grundrechtlich besonders sensible Bereiche», die nach dem Infektionsschutzgesetz besonders geschützt seien.

Die Kirchen empfehlen für Gottesdienste angesichts der dramatischen Corona-Lage trotzdem zusätzliche Schutzvorkehrungen. Das Bistum Augsburg zum Beispiel rät seinen Gemeinden seit Mitte November, dass im Gottesdienst wieder «durchgängig» und «vor allem beim Singen» FFP2-Masken getragen wird. Man halte dies für «ein verantwortliches Zeichen». Ähnliche Empfehlungen haben auch das Bistum Passau und das Erzbistum München-Freising veröffentlicht.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) empfiehlt ebenfalls, beim Singen die FFP2-Masken aufzulassen. Grundsätzlich seien für die Regeln in Gottesdiensten der evangelischen Landeskirche die Gemeinden vor Ort verantwortlich.

Die Auflagen könnten für die oft sehr vollen Weihnachtsgottesdienste noch einmal verschärft werden: Wie das Bistum Augsburg und das Erzbistum München-Freising übereinstimmend mitteilten, soll es bald Gespräche über bayernweit einheitliche Corona-Regeln auf Ebene der Freisinger Bischofskonferenz geben. «Infektionen zu vermeiden und damit auch Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, hat für uns als Kirche höchste Priorität», sagte ein Sprecher des Erzbistums München-Freising. Gleichzeitig werde «alles dafür getan», auch mit Gottesdiensten möglichst «seelsorglich präsent zu sein».

Für Protestanten könnte sich bis Heiligabend ebenfalls noch etwas ändern: «Wie die Situation an Weihnachten aussehen wird, können wir heute noch nicht mit Sicherheit sagen», sagte ein ELKB-Sprecher. «Das werden wir der jeweiligen Situation anpassen.»

Das bayerische Gesundheitsministerium schließt eine Verschärfung ebenfalls nicht aus. Die aktuelle Verordnung gelte bis 15. Dezember, sagte ein Ministeriumssprecher. Die Einschränkungen würden «laufend evaluiert».

Im vergangenen Jahr hatten die Kirchen in Bayern das Weihnachtsfest mit digitalen Gottesdiensten und Christmetten unter strengen Auflagen begangen. Gemeindegesang in Kirchen war ebenso verboten wie spätabendliche Christmetten oder Mitternachtsmessen. Feiern gab es teils schon nachmittags oder am frühen Abend, auch unter freiem Himmel. Viele wurden live im Internet, im Radio oder Fernsehen übertragen, damit möglichst viele Gläubige wenigstens von zu Hause aus teilnehmen konnten. (dpa)