Junge Flüchtlinge besuchen Gartenbaubetriebe in Regensburg

Rund 25 junge Geflüchtete der Integrationsklassen der Berufsschule Regensburg besuchten im November 2017 drei Gartenbaubetriebe in Regensburg, um sich über Ausbildungsmöglichkeiten in den verschiedenen gärtnerischen Fachsparten zu informieren. Neben der Zierpflanzengärtnerei 1A Garten Hauner und dem Gemüsebaubetrieb Graf wurden auch Baustellen des Garten- und Landschaftsbaubetriebes Boellert besichtigt. Gefolgt waren die Schülerinnen und Schüler einer Einladung des Gartenbauzentrums (GBZ) Bayern Mitte am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Fürth, das die Informationsfahrt in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Regensburger Land organisiert hat.

Blick in die Praxis ist unverzichtbar

„Viele Asylsuchende wissen gar nicht, welche Möglichkeiten der Berufsausbildung bei uns im Gartenbau existieren“, meint Mathilde Bätz, Ausbildungsberaterin für Gartenbau am AELF Fürth.

„In der Praxis ist alles doch ein wenig anders als in der Theorie. Umso wichtiger ist es daher für die Schülerinnen und Schüler, neben den Berufsinformationen an der Berufsschule, auch durch Betriebs- und Baustellenbesuche Materialien, Maschinen und Arbeitsabläufe im Gartenbau kennenzulernen“, so Mathilde Bätz. Mit der Vorstellung der gärtnerischen Berufe solle das Interesse an einer Ausbildung in der Grünen Branche bei den jungen Menschen geweckt werden.

Gute Ausbildung hat Zukunft

„Die Gartenbaubetriebe brauchen gut ausgebildete Mitarbeiter, die Verantwortung übernehmen können“, betonte Betriebsleiter Gerhard Hauner während der Besichtigungstour durch seinen Zierpflanzenbaubetrieb. Er führte eine der drei Gruppen und erläuterte den interessierten Flüchtlingen die Aufgaben und Arbeiten eines Zierpflanzengärtners. Gerhard Hauner erklärte, dass die Gärtnerausbildung in den Betrieben einerseits und in den Berufsschulen andererseits absolviert würde. „Die duale Berufsausbildung gibt es nur in Deutschland. Eine fundierte Ausbildung ist wichtig und die Grüne Branche bietet gerade für praktisch-technisch begabte Asylsuchende einen optimalen Start ins Berufsleben“, so Hauner. Die zwei jungen Mitarbeiterinnen im Gartenbaubetrieb Hauner, welche die Gruppe begleiteten, vermittelten, dass ihre Gärtnerausbildung anerkannt und die Arbeit sehr abwechslungsreich sei. „Neben den gärtnerischen Arbeiten an der Pflanze und mit Maschinen ist im Verkauf und der Warenpräsentation auch Kreativität gefragt“, erzählten Kathrin Köppl und Tina Straßner in der reich dekorierten Verkaufshalle den staunenden Schülerinnen und Schülern.

Integration durch Ausbildung

Im Gemüsebaubetrieb Graf, der nächsten Station der Besichtigungsfahrt, traf die Exkursionsgruppe auf Saifullah Rezai, einen jungen Afghanen, der seit Anfang des Jahres seine Ausbildung im Betrieb Graf absolviert. Saifullah erzählte, dass er sehr zufrieden mit seiner Ausbildung sei und ihm die Arbeit Spaß mache. „Wir wollen Saifullah bei uns aufbauen und hoffen, dass er später auch Führungsaufgaben im Betrieb übernehmen kann“, so Betriebsleiter Christian Graf. Er führte die Schülerinnen und Schüler mit Sachverstand durch sein Gelände. Frisches Gemüse, morgens geerntet oder verkaufsfertig hergerichtet, schon mittags im Laden oder verbrauchsfertig geschnitten in der Großküche: Das ist die Philosophie, die Christian Graf mit großem Engagement vertritt. „Schmutz ist Schutz“ erklärte er vor den Kisten mit erdverkrusteten Karotten. Christian Graf ist von seinem afghanischen Auszubildenden ganz begeistert. „Integration passiert nicht von alleine: Neben dem Willen zur Integration beim Asylsuchenden selbst kommt es vor allem auch auf das ´echte´ Integrationsangebot des Umfeldes an. „Neben dem  privaten Umfeld am Wohnort oder im Freundeskreis bietet gerade eine Ausbildung die ideale Integrationsmöglichkeit“, betonte Anton Liedl, Abteilungsleiter Gartenbau und Floristik am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Regensburger Land.

Schnupperrunde auf der Baustelle

„Nur wer sich im Vorfeld ausreichend informiert, findet auch den für ihn passenden und damit erfolgreichen Einstieg in das Berufsleben“, hob Martin Sandkühler hervor, Geschäftsführer der Garten- und Landschaftsbaufirma Boellert, als er die Gruppe am Nachmittag über zwei Baustellen führte und dabei landschaftsgärtnerische Arbeiten erläuterte. „Den Menschen in Deutschland ist ein schöner Garten wichtig und sie geben dafür viel Geld aus; es macht Spaß und ist eine Herausforderung, immer wieder neue Situationen zu planen und zu bauen. Das macht den Beruf des Landschaftsgärtners interessant und abwechslungsreich“, so Sandkühler. „Ich möchte bei Ihnen arbeiten“ äußert spontan ein afghanischer Flüchtling, der Martin Sandkühler aufmerksam zugehört hatte und der berichtete, dass er in seinem Heimatland schon mit Natursteinen gearbeitet habe. Vielleicht ergiebt sich im Frühjahr ein Schülerpraktikum bei der Firma Boellert.

Kampagne „Grüne Berufe“

Wer Gärtner/-in werden möchte, muss sich für seine Ausbildung zunächst für eine der sieben Fachrichtungen entscheiden. So stehen für den Berufseinstieg das Baumschulwesen, die Friedhofsgärtnerei sowie der Garten- und Landschaftsbau, aber auch die Bereiche Gemüsebau, Obstbau, Staudengärtnerei und Zierpflanzenbau zur Auswahl. Die Ausbildung umfasst jeweils drei Jahre und findet im dualen System (Ausbildungsbetrieb und Berufsschule) statt. Mit der Informationskampagne des Bayerischen Staatsministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Helmut Brunner, sollen gezielt Asylsuchende mit Bleibeperspektive für die Grünen Berufe, wie Landwirt oder Gärtner, gewonnen werden. Dabei wird direkt in den Integrationsklassen für die Berufsfelder geworben und mit der Vermittlung von Praktika ein Einblick in die Berufspraxis ermöglicht. Um den sprachlichen Zugang zu erleichtern, werden zudem die vorhandenen Informationsbroschüren für die Agrarberufe in die wichtigsten Herkunftssprachen übersetzt.

© Karin Oswald, AELF Fürth