Jubiläum für Fürstliche Notstandsküche in Regensburg

Hinter den dicken Mauern von Schloss St. Emmeram in Regensburg gibt es an Wochentagen eine fürstliche Mahlzeit: An den Tischen sitzen dann Sozialhilfeempfänger, Alleinerziehende, Migranten oder Menschen mit niedriger Rente. – Seit 100 Jahren versorgt die Familie von Thurn und Taxis in der Notstandsküche Menschen mit kleinem Geldbeutel kulinarisch. Es gibt für sie ein deftiges Drei-Gänge-Menü. Und manchmal auch eine Plauderei mit Fürstin Gloria. Die Hausherrin gesellt sich bisweilen dazu, wenn Bedürftige zum Essen kommen. Am Samstag feierte die fürstliche Familie das Jubiläum der Notstandsküche – Glückwünsche des bayerischen Ministerpräsidenten inklusive.

Ein kurzer Videofilm zeigt Fürstin Gloria (59) in der rustikalen Gaststube der Notstandsküche. Bodenständig, herzlich und zugewandt. Neben ihr nimmt eine alleinerziehende Mutter Platz und umarmt die Gastgeberin ganz fest. Hier dürfe sie sich als etwas besonderes fühlen, sagt die Frau. Zur Armenspeisung zu gehen, mache ihr nichts aus, berichtet die Frau in dem Video. Es sei eher ein Zeichen von Stärke, dieses Angebot in Anspruch zu nehmen, sagt sie.

Diese Offenheit allen Menschen gegenüber zeichne Fürstin Gloria aus, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Das Motiv dahinter sei die christliche Idee von Nächstenliebe und Respekt. Das spiegele die Notstandsküche wider. Bei ihrer Gründung nach dem Ersten Weltkrieg sei sie für viele Menschen ein echter Lebensretter gewesen und bis heute ein Fixpunkt im Leben vieler Bedürftiger. „Bayern geht es gut. Aber nicht jedem in Bayern geht es gut“, sagte Söder. Umso wichtiger seien Einrichtungen wie die Notstandsküche. (dpa)

Albert Fürst von Thurn und Taxis (35), Sohn von Fürstin Gloria, begrüßte als Familienoberhaupt die Gäste der Jubiläumsfeier. Auch die eigentlichen Hauptpersonen, die Besucher der Notstandsküche, waren eingeladen. Fahnenabordnungen und Uniformen ließen ein wenig royalen Glanz aufkommen.

Er freue sich, in die Fußstapfen seines Urahnen Fürst Albert I. (1867-1952) getreten zu sein, der die Notstandsküche 1919 – nach dem ersten Weltkrieg – ins Leben gerufen hatte, sagte Albert. Die Familie wolle die christliche Lehre der Nächstenliebe durch praktische Hilfe weitergeben. Es gehe dabei aber nicht nur um ein warmes Mittagessen,  sondern auch um Gemeinschaft, Gemütlichkeit und die Möglichkeit zum Austausch. Beim Essen könnten die Menschen ihre Nöte und Sorgen für einen Moment vergessen. Deswegen wil er auch in Zukunft „eine Hand für diejenigen haben, die es schwerer haben als wir“.

Söder dankte der Familie Thurn und Taxis, die die jährlichen Kosten von etwa 300.000 Euro trage. Rechtsträger der Einrichtung ist die Caritas. Sie stellt die Berechtigungsscheine aus. Täglich werden etwa 250 Portionen zubereitet. In der Regel gibt es deftige Hausmannskost, erklärte Küchenchef Helmut Seitz. Auf dem Speiseplan stehe dann beispielsweise Paprikarahmgulasch mit Spätzle. Vornweg eine Nudelsuppe und als Dessert Mandelpudding.