Holetschek fordert: Mehr Augenmerk auf Long Covid

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hat zu mehr Engagement im Kampf gegen die Langzeitfolgen von Covid-Erkrankungen aufgefordert. Die Behandlungen würden das Gesundheitssystem über die eigentliche Pandemie hinaus beschäftigen, sagte Holetschek am Sonntag. «Wir müssen jetzt die Weichen stellen, um auch über die akute Pandemie hinaus gerüstet zu sein. Denn wir dürfen die Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung nicht unterschätzen», betonte der Minister.

In einigen Monaten werde ein großer Teil der Bürgerinnen und Bürger geimpft sein und die Infektionszahlen dürften spürbar sinken.  Dennoch müsse Patienten mit dem Post-Covid-Syndrom eine adäquate Behandlung angeboten werden. Bund und Länder seien gleichermaßen gefordert.

Als «Post-Covid-Syndrom» oder «Long Covid» werden langanhaltende Krankheitssymptome bezeichnet, die nach einer akuten Covid-19-Erkrankung auftreten. Experten berichten zunehmend von Betroffenen, die oft zuvor nur einen milden Krankheitsverlauf hatten.
Zu den möglichen Spätfolgen einer Covid-19-Infektion gehören Lungenfunktionsstörungen, Herzbeschwerden, geringere Leistungsfähigkeit, Schmerzen und Erschöpfungszustände sowie psychische Beschwerden wie Depressionen oder Angstzustände.

Fachleute schätzen, dass etwa zehn Prozent aller Infizierten mit Langzeitfolgen zu kämpfen haben dürften. Das entspräche in Bayern aktuell rund 60 000 Menschen. Die Dunkelziffer könnte noch höher liegen. «Wir haben es mit einem neuen Krankheitsbild zu tun, das sich in verschiedenen Formen zeigt und über das wir insgesamt noch zu wenig wissen», sagte Holetschek.

Die bayerischen Universitätskliniken in München, Erlangen-Nürnberg, Würzburg und Regensburg hätten bereits Post-Covid-Ambulanzen eingerichtet. Die Uniklinik Augsburg baue eine solche gerade auf. Als nächsten Schritt müsse das System in der Fläche ausgeweitet werden. Auch die Reha-Einrichtungen in Bayern müssten einbezogen werden.