Corona-Spätfolgen: Verbesserungsbedarf bei Diagnose und Behandlung

Mit einem neuen Fachverband soll die Behandlung von Corona-Spätfolgen verbessert werden. Für Patienten, die nach einem eigentlich milden Verlauf der Krankheit mit teils schweren Beeinträchtigungen kämpfen, gebe es „noch keinen medikamentösen kausalen Therapieansatz“, sagte die Mitinitiatorin und Chefärztin der Median-Reha-Klinik Heiligendamm, Jördis Frommhold, der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb hält sie einen stärkeren interdisziplinären Austausch für nötig. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Fachrichtungen will Frommhold einen neuen Fachverband ins Leben rufen, um die Behandlung zu verbessern.

Wie viele Patienten es insgesamt gibt, darüber fehlten aktuell noch belastbare Zahlen, heißt es vom Robert Koch-Institut (RKI). Eine im Juli 2021 im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlichte Studie aus Deutschland bietet jedoch einen Anhaltspunkt: In der Arbeit zu Spätfolgen nach milden Corona-Verläufen heißt es, dass etwa eine von zehn Personen mit zunächst geringen oder keinen Symptomen auch Monate nach der akuten Erkrankung noch Symptome wie Atembeschwerden, Schlaflosigkeit, Geschmacksstörungen und Müdigkeit hatten.

Auch das RKI verlinkt auf diese Studie. Frommhold zufolge könnte das Krankheitsbild jetzt schon bis zu 500 000 Menschen in Deutschland betreffen.

Aus Sicht von Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, besteht das Grundproblem bei Corona-Spätfolgen in der Diagnose: Ohne einen Beleg einer Covid-Infektion durch einen positiven PCR-Test oder einen Bescheid des Gesundheitsamtes sei eine Behandlung in der Praxis schwer möglich. Dies betrifft ihm zufolge jene, die nach einem milden Covid-Verlauf zeitverzögert Symptome entwickeln. (dpa)