Was sich erst mal vernünftig und gut anhört, entpuppt sich manchmal doch als ein Grab für Steuergelder. Aktuelles Beispiel: in Vilshofen im Landkreis Passau. Dort wurde extra für Haselmäuse eine Brücke gebaut.
Die Haselmaus wurde vergangenes Jahr zum Tier des Jahres ausgezeichnet. Sie ist vom Aussterben bedroht, weil ihr der Lebensraum fehlt. Sie ist kein Bodenbewohner, sondern hält sich meistens in Sträuchern oder Hecken auf. Nun wurde vor Tagen ein Teil der Umgehungsstraße von Vilshofen mit einer Brücke für die Haselmaus freigegeben. Übrigens die erste Haselmausbrücke in Deutschland, ein Pilotprojekt sozusagen. Sie ist fast sieben Meter hoch und knapp 20 Meter lang, im Inneren Zweige und Geäst. Das Problem: Der Betonsockel , auf dem die Brücke steht, ist ein 1,5 Meter hoch. Da wird eine Haselmaus nicht raufklettern, hat uns Helgard Gillitzer vom Bund Naturschutz erklärt. Außerdem seien dort inzwischen durch die Bauarbeiten die Haselmäuse verschwunden:
„Über die Brücke werden sie sicher nicht rübergehen, denn das Haselmausbiotop ist bereits zerstört. Sie hat jetzt nur noch einen ganz kleinen Streifen zum Leben. Die Haselmauspopulation wird sich verkleinern, weil sie nicht mehr so viele Nachkommen haben, wenn sie nicht mehr ein so großes Areal haben. So wie das jetzt ausschaut, wird sie die Brücke nie benutzten.“
Aber das ist noch nicht alles, denn die Haselmausbrücke führt auf der anderen Seite nicht in ein weiteres Biotop, sondern in ein Baugebiet. Die Kosten dieser einsamen Haselmausbrücke belaufen sich übrigens auf 93.000 Euro. Wenn die Umgehungsstraße weitergebaut wird, soll noch eine zweite Haselmaus-Brücke und sogar ein Haselmaustunnel gebaut werden.
Das Staatliche Bauamt will jetzt alles tun, dass die Brücke für die Haselmaus attraktiv wird. Sie will auch Sträucher schon am Betonsockel anpflanzen und eine 70 Meter lange künstliche Hecke aus Reisig anlegen. Ob die Tiere das Bauwerk annehmen werden, wird sich eh erst im Frühjahr zeigen. Im Moment ist die Haselmaus schon im Winterschlaf.
