Abschlussbericht des Missbrauchsskandals der Domspatzen in Regensburg vorgestellt

Im Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen ist heute der Abschlussbericht präsentiert worden. Demnach sind mindestens 547 Sänger des Knabenchores körperlich oder sexuell missbraucht worden.
Es ist der größte Fall von Missbrauch in der katholischen Kirche – so das Ergebnis des Abschlussberichts, den der mit der Aufklärung beauftragte Rechtsanwalt Ulrich Weber am Vormittag vorgestellt hat. Vor allem in der Vorschule, aber auch im Gymnasium sei es zu Gewalt gegen Schüler gekommen. 500 wurden dabei körperlich misshandelt, 67 sexuell missbraucht, manche beides. Betroffene bezeichneten ihre Schulzeit als „Gefängnis, Hölle oder Konzentrationslager“. Rechtsanwalt Weber verwies auch auf die hohen künstlerischen Anforderungen, um das Erscheinungsbild der Regensburger Domspatzen aufrechtzuerhalten. „Um diese Ziele zu erreichen, wurde auch Gewalt eingesetzt“, so Weber. Es sei oft darum gegangen, „den Willen der Schüler zu brechen, ihnen die Individualität zu nehmen“. Die Untersuchung umfasst Fälle zwischen 1945 und den frühen 1990er Jahren. Die Betroffenen sollen jeweils mit bis zu 20.000 Euro entschädigt werden

Im Abschlussbericht zur Aufklärung des Missbrauchskandals bei den Regensburger Domspatzen werden auch
Vorwürfe gegen den heutigen Kardinal Gerhard Ludwig Müller und den ehemaligen Chorleiter Georg Ratzinger erhoben. Müller hatte als Regensburger Bischof bei Bekanntwerden des Skandals 2010 eine Aufarbeitung in die Wege geleitet. Diese Aufarbeitung sei aber mit vielen Schwächen behaftet gewesen, etwa weil man nicht den Dialog mit
den Opfern gesucht habe, heißt es in dem am Dienstag vorgelegten Bericht des Rechtsanwalts Ulrich Weber. Eine klare Verantwortung für die strategischen, organisatorischen und kommunikativen Schwächen müsse deshalb Müller zugeschrieben werden.

© Charivari